Influencer-Gifting wirkt einfach. Kontakt aufnehmen, Produkt schicken, Content erhalten. Stimmt’s?
Schon nach einem Tag mit solchen Programmen merkt man, dass in der Praxis viele Zahnräder ineinandergreifen und etliche Probleme gelöst werden müssen.
- Wie sticht man hervor, wenn Gifting längst alltäglich ist?
- Solltest du Tauschgeschäfte abschließen oder den No-Strings-Attached-Ansatz wählen?
- Wie maximierst du die Wirkung des Influencer-Contents aus deinen Gifting-Kampagnen?
Wenn du ein Gifting-Programm für eine Marke betreust, helfe ich dir mit diesen sieben nicht offensichtlichen Tipps, noch bessere Ergebnisse zu erzielen.
1. Gehe über handgeschriebene Notizen hinaus
Als Influencer-Gifting neu war, konnte man sich mit einer personalisierten Notiz abheben. Heute reicht das nicht mehr, weil nahezu jede Marke dasselbe tut. Du fällst nicht auf – und entsprechend ist auch ihr Publikum nicht beeindruckt.
Influencer-Marketing-Experte Dmitri Cherner sagt, Personalisierung beginne bereits bei der Auswahl der Influencer und müsse sich durch jede Phase der Gifting-Kampagne ziehen:
Wie machst du deutlich, dass ein Creator für dich nicht nur ein weiteres Zahnrad im Getriebe ist? Dmitri führt aus:
Ein großartiges Beispiel ist das Geschenk von St. Ives an die Influencerin Ankita Chawla, die häufig skatet und darüber spricht, wie viel ihr dieses Hobby bedeutet. Sie schickten ein personalisiertes Bild von ihr beim Skaten – das kommt garantiert besser an, als einfach nur ein generisches Produkt zu versenden. Das zeigt, dass die Marke aufmerksam ist und sich kümmert – weit durchdachter als ein PR-Paket, das an jeden beliebigen Influencer geht.
So etwas lässt das Publikum garantiert aufhorchen und gibt dem Creator das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Win-win.
Eine weitere Marke, die personalisiertes Gifting beherrscht, ist Inde Wild. Sie schenkten ihr Produkt der Creatorin Anushka Hazara. Da Holi-Festival war, passten sie Verpackung und Produkte an den Anlass an.

Ein letztes Beispiel: Influencer-Marketing-Spezialistin Lauren Roth berichtete, wie sie mit einer Marke zusammenarbeitete, um Kerzen an Influencer zu verschenken. Lauren ließ die Influencer ihren bevorzugten Duft auswählen und legte als Überraschung zusätzliche, ähnliche Düfte bei, von denen sie glaubte, dass sie ihnen gefallen würden. Ein solch unterhaltsames und durchdachtes Element verleiht deinen Gifting-Kampagnen zusätzlichen Pep.
2. Finde das richtige Gleichgewicht zwischen No-Strings-Attached- und Tausch-Deals
Beim No-Strings-Attached-Ansatz verschickst du deine Produkte an Influencer, ohne etwas zu erwarten. Sie können über dich posten – oder dein Produkt erhalten, ohne etwas zu veröffentlichen. Es besteht keinerlei Verpflichtung. Bei Tausch-Deals hingegen wird der Influencer gebeten, eine ehrliche Rezension zu posten und/oder seinen Code/Link zu teilen.
"No-Strings-Attached" | Tausch-Deals |
---|---|
Die Partnerschaft ist weniger transaktional, da du nichts als Gegenleistung verlangst | Du erhältst garantierten Influencer-Content und Reichweite im Austausch gegen deine Selbstkosten |
Influencer geben mit größerer Wahrscheinlichkeit eine authentische, unvoreingenommene Meinung ab | Garantierte Deliverables bedeuten mehr Planbarkeit für das Management und andere Teams |
Das Nachverfolgen ist schwieriger, da du kein Briefing mit verpflichtenden Tags oder Hashtags schicken kannst | Durch die Bitte, Links oder Codes zu verwenden, bleibt die Nachverfolgung gewährleistet |
Ieva Rees, Gifting-Team-Lead bei BURGA, empfiehlt, beide Ansätze in deiner Gifting-Strategie zu kombinieren, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Sie fährt fort:
Keiner der Ansätze garantiert einen besseren ROI. Möchtest du in kurzer Zeit Influencer-Content live haben, setze stärker auf Tausch-Deals. Hast du jedoch Budget und Zeit, um zu experimentieren und Menschen zu finden, die deine Produkte wirklich lieben, setze verstärkt auf No-Strings-Attached-Deals und pflege die Beziehungen.
3. Steigere die Posting-Rate, indem du Produktauswahl anbietest
Bei allen Arten von Influencer-Kooperationen ist eine Zusage für Gifting oft am schwierigsten. Da Influencer keine direkte Geldzahlung erhalten, ist es schwieriger, ihr Interesse zu wecken.
Ein Hebel, um mehr Influencer zur Annahme deiner Produkte (und zum Posten) zu bewegen, ist eine größere Produktauswahl aus deinem Katalog. Dafür gibt es drei mögliche Ansätze:
A) Biete den gesamten Produktkatalog an und lasse die Influencer wählen, was sie möchten.
- Pro: Du maximierst die Chancen, dass sie etwas posten.
- Contra: Sie könnten etwas wählen, das nicht gefragt ist, sich schlecht verkauft oder gerade nicht auf Lager ist.
B) Biete ein bestimmtes Produkt an, das du bewerben möchtest.
- Pro: Da du die Kontrolle hast, kannst du deine gesamten Bemühungen und dein Budget auf dein Prioritätsprodukt ausrichten.
- Contra: Die Akzeptanz- und Posting-Rate könnte sinken, weil es keine Auswahl gibt.
C) Ein Mittelweg. Biete Auswahl, aber nicht den gesamten Katalog. Stelle so viel Auswahl wie möglich bereit, um die Posting-Rate zu maximieren, aber streiche die Ladenhüter.
Welcher Ansatz der beste ist, hängt von deinen Zielen ab.
- Um sofortige Verkäufe anzukurbeln, ist der letzte Ansatz (C) die beste Wahl.
- Für maximale Markenbekanntheit oder die größtmögliche Menge an Influencer-Content setze auf Ansatz A.
- Um Hype für ein bestimmtes Produkt zu erzeugen, eignet sich Ansatz B.

Wenn du dich für Ansatz C (eine kuratierte Auswahl) entscheidest, hier ein Profi-Tipp von Influencer-Marketing-Berater Mark Dandy, um Influencer zu deinen Bestsellern zu lenken:
Ein weiterer Vorteil der Produktauswahl für Creator ist die Minimierung von Verschwendung. Influencer-Gifting steht häufig in der Kritik, umweltschädlich zu sein. Verbraucher und Creator teilen die Ansicht, dass das Versenden so vieler Produkte unsensibel wirkt und den Planeten belastet.
Indem du Creatorn die Kontrolle gibst, was sie wirklich wollen, stellst du sicher, dass dein Produkt nicht nur in einer hübschen Verpackung landet und verstaubt.
4. Verbessere die Antwortraten beim Outreach durch bessere Influencer-Auswahl
Der einfachste Weg, die Antwortquoten deines Influencer-Outreach bei Gifting-Kampagnen zu erhöhen, ist die Wahl der richtigen Creator – nämlich solcher, die dein Produkt tatsächlich benötigen.
Andreea Moise, Gründerin von HypeMaven, empfiehlt, die Demografie und Bedürfnisse deines idealen Kundenprofils mit potenziellen Creator-Partnern abzugleichen (oder deine eigenen Kunden als Influencer zu gewinnen, wenn sie eine gute Reichweite haben):
Wenn du mit kleinem Budget startest, kannst du dies manuell tun: Plattform durchsuchen, Empfehlungen einholen und durch Reels sowie andere Vorschläge scrollen.
Wenn du eine schnellere Lösung suchst, nutze ein Influencer-Suchtool wie Modash.
In Modash findest du jeden Creator mit mehr als 1.000 Followern auf Instagram, TikTok und YouTube. Im Screenshot-Beispiel suchen wir nach Influencern, die:
- in einem bestimmten Land (UK) sind
- eine bestimmte Performance-Spanne haben (1–10 k durchschnittliche Reel-Plays)
- in einer bestimmten Altersgruppe liegen
- in unserer Nische aktiv sind (siehe „beauty“ in der Bio)
Als Extra gibt es in der Kategorie „Influencer-Filter“ einen Hashtag-Filter. Suchen wir nach Influencern, die #gifted verwendet haben, finden wir Creator, die bereits Gifted-Kooperationen gemacht haben.

(Du kannst Modash kostenlos testen – keine Kreditkarte nötig.)
Über diesen Test hinaus musst du sicherstellen, dass das Publikum des Influencers von deinem Produkt profitiert, und diese Vorteile in deiner Outreach-Nachricht hervorheben. Recherchiere, um die „Was habe ich davon?“-Frage des Influencers zu beantworten.
Da beim Gifting erwartet wird, dass der Influencer ohne Bezahlung Content erstellt, musst du die Vorteile, die er aus der Partnerschaft zieht, stärker betonen als bei anderen Kooperationen.
Und vergiss nicht, bei den Creatorn nachzufassen. Andreea Moise empfiehlt, wöchentlich bis zu fünf- oder sechsmal nachzufassen (nach der ersten Nachricht). Sie schlägt folgende Follow-up-Reihenfolge vor:
- Frage nach ihrem Problem und ob es sich verbessert hat
- Sende Erfahrungsberichte anderer Nutzer deines Produkts und erkundige dich erneut nach ihrem Problem
- Biete an, ihrer Familie oder Freunden zu besonderen Anlässen Produkte zu schicken
- Bitte um ehrliches Feedback zur Verbesserung des Produkts
Sie ergänzt:
5. Maximiere die Wirkung von Influencer-Content, indem du Nutzungsrechte einholst
Deine Influencer-Gifting-Kampagnen können schon für sich genommen tolle Ergebnisse liefern, doch wenn du funktionsübergreifend arbeitest und andere Teams unterstützt, steigt ihr Wert noch weiter.
Die naheliegendste Möglichkeit, andere Teams zu unterstützen, ist Influencer-Content zur Weiterverwendung anzubieten – als Anzeigen, auf Landing-Pages, in Social-Creatives usw.
Dafür musst du zunächst die Nutzungsrechte vom Creator einholen.
Wie? Du kannst dem Influencer einfach für das Posting danken und fragen, ob du seinen Content reposten darfst.
Manche Influencer verlangen dafür zusätzliches Honorar, doch das lohnt sich, wenn es deiner Marketingabteilung ROI bringt. Dmitri Cherner empfiehlt, schon vor dem Versenden der Produkte einen Plan zur Nutzung des Gifting-Contents zu haben, um das Maximum herauszuholen:
6. Nutze Gifting als Sprungbrett für langfristige Creator-Partnerschaften (wenn es zu deinen Zielen passt)
Solltest du Gifting-Kampagnen nutzen, um herauszufinden, welche Influencer langfristige Partner deiner Marke werden können? Es kommt darauf an. Wenn dein Ziel ist:
a) in kurzer Zeit massenhaft Influencer-Content zu generieren
b) Hype um einen neuen Produkt-Launch zu erzeugen
c) verschiedene potenzielle Creator-Partner zu testen
d) eine saisonale Kampagne durchzuführen
e) kreative Insights zu sammeln
…dann eignen sich kurzfristige Partnerschaften über Gifting-Kampagnen hervorragend.
Du kannst Gifting-Kampagnen aber auch als Lackmustest nutzen. Diejenigen, die gut performen und exzellenten Content erstellen, steigen zu langfristigen Partnern auf.
Piper Philips, frühere Marketing-Direktorin bei Tru, schickt potenziellen Creatorn immer ein Gratisprodukt – selbst wenn es schließlich zu einer bezahlten Partnerschaft führen soll:
Auch Dmitri Cherner stimmt zu:
Mit dem Versand eines Gratisprodukts zu beginnen, ist auch eine gute Methode, Authentizität zu prüfen. Finde Menschen, die das Produkt wirklich lieben, und entwickle die Beziehungen zu erstklassigen langfristigen Influencer-Partnerschaften.
7. Entwerte dein Produkt nicht, indem du den Markt überschwemmst
Auf jeder For-You-Page aufzutauchen, klingt theoretisch verlockend. Also an möglichst viele Influencer gleichzeitig verschenken, richtig?
In der Realität können sich Konsumenten jedoch genervt fühlen und deine Authentizität infrage stellen, wenn du deine Produkte ständig an jeden Creator in ihrem Feed sendest. Beispiel: Rachel Karten berichtet, sie habe so viel Influencer-Content von Roadway Moving gesehen, dass sie sich fragte, ob normale Menschen deren Service überhaupt nutzen.

Du riskierst außerdem, dein Produkt zu entwerten, besonders wenn du als Premium-Marke positioniert bist. Es ist nicht premium oder exklusiv, wenn es jeder zu haben scheint.
Das heißt nicht, dass du keine Strategie mit höherem Volumen verfolgen kannst. Aber du musst die Balance finden und mit Bedacht vorgehen.
Nimm zum Beispiel die Hautpflegemarke Function of Beauty. Sie könnten ihr Produkt an jeden beliebten Beauty-Creator schicken. Doch das taten sie nicht. Sie schicken Geschenke nur an handverlesene Nischen-Creator – Nano- und Micro-Influencer, die über Lockenpflege posten.

💡 Hier findest du einen ausführlichen Leitfaden dazu, wie du neue Nischen für dein Influencer-Programm identifizierst und testest.
Denke aus Sicht potenzieller Kunden: Wenn sie sich für ein Thema interessieren, sehen bzw. folgen sie wahrscheinlich vielen Creatorn in diesem Bereich. Du willst nicht wie Roadway Moving enden, wo die Leute so viel gesponsorten Content sehen, dass sie die Authentizität anzweifeln.
Zum Schluss noch ein Tipp: Ieva Rees von BURGA empfiehlt, die Aktivierungen mit wiederkehrenden Influencern zeitlich zu strecken. Das kann das Problem entschärfen, während du einen größeren Partner-Pool aufbaust:
Influencer-Gifting ist der beste Einstieg in Creator-Beziehungen
Influencer-Gifting ist eine der einfachsten und kostengünstigsten Möglichkeiten, deine Influencer-Beziehungen von Anfang an auf den richtigen Weg zu bringen.
a) Du fängst damit an, etwas zu „geben“ und nicht zu verlangen
b) Bei niedrigen COGS lässt sich eine Gifting-Strategie mit minimalen Kosten skalieren
c) Beide Parteien können prüfen, ob die Partnerschaft passt, ohne vertragliche Bindung
Nach der Lektüre dieses Artikels suchst du vielleicht nach Praxisbeispielen zum Lernen oder nach umsetzbaren Tipps. Wir haben für beides etwas für dich:
- Lies nach, wie du Influencer-Outreach meisterst
- Oder sieh dir diese Liste mit 10 Beispielen von Marken an, die mit Product Seeding erfolgreich sind.